Egozentrische und philosophisch reine Gedanken über Germanien

Ich flehe die germanischen Götter an, sie mögen mir die Kraft geben, die erhabensten und überschwänglichsten poetischen Meisterwerke hervorzubringen, welche der Leidenschaft, der Üppigkeit, der empfindsamen und künstlerischen Verzückung Gestalt geben sollten; mögen die Fingerspitzen, die diese romanische Tastatur drücken, von der reinen Vernunft, von der durch die germanischen Götter verkündeten Vernunftreinheit geleitet werden, möge jedoch das Gefühl emporquellen und die asketischsten Momente erfüllen und erleuchten, und möge die Kunst ihren heiligen Saft freisetzen für meine Seele und meinen schöpferischen Geist.

Welch Liebesmetaphysik jenes germanischen Philosophen, der verkündet, dass die Liebesempfindungen auf Formen reduzierbar seien, welche die Natur gebar, um uns mit dem zarten Wunsch nach Verbreitung unserer Art zu nähren! Ich liebe sie, nicht weil ich für sie Liebe hege, sondern schlicht weil es die Natur gut dünkt, dass meine Verbindung mit ihr der Welt schöne, gesunde und starke Menschenwesen bringen wird.

Ich hebe die fruchtbare Leidenschaft der christlichen Nächstenliebe hervor, welche so sehr von den großen germanischen Philosophen verscheucht ward. Ihnen zufolge verkündet die christliche Nächstenliebe und weckt bei großen Männern lediglich die menschliche Schwäche und dienstfertige und unterwürfige Gefühle. Die christliche Nächstenliebe sei Symbol der Schwäche, der edle Mensch müsse sich von diesen kastrierenden Empfindungen lossagen, welche sein eigenes Dasein als Urtier verleugnen.

Kant suchte die reine Vernunft, die unwandelbare und unnachgiebige Moral, die von der rein abstrakten Folgerung herrührt, dass nur der Mensch begreife. Schwach wären diejenigen, welche über die gewöhnliche körperliche Gestalt ihrer alltäglichen mittelmäßigen Mitmenschen nicht hinausragten und die Metaphysik des Denkens nicht antrieben. Kant war gewiss ein schöner Mensch im etymologischsten und griechisch-philosophischen Sinne des Wortes.

Nietzs¬che beehrt uns mit einer stürmischen und egozentrischen Weise, die Welt zu betrachten; für ihn ist das Christentum Symbol der Schwäche der Menschen, die Nächstenliebe ein mittelmäßiges Gefühl, das uns von unserem natürlichen Kern entfernt, unsere Gene und unser Blut zu verbreiten. Er wurde als Entdecker der etymologischen Wahrheit des menschlichen Daseins gefeiert und als jener, der alle moralischen und religiösen Vorurteile des Okzidents austilgen würde, womit die große und wahre Freiheit erreicht werden könnte. Marx verfolgt dieselbe philosophische Denkweise, doch mit einem politischeren und leicht antisemitischen Anschein. Wenn er Das Kapital schreibt, um das Kapital anzuprangern, greift er eine der höchsten zionistischen Gottheiten nach den kabbalistischen Wahrheiten an.

Beethoven ist ein Genie germanischer Musikalität, die überwältigend, sinnlich und leidenschaftlich ist. Wenn er jene großartige Klaviersonate, die Appassionata, komponiert, gehorcht er den ältesten Schriften und Abhandlungen über den feinen menschlichen Sinn des Hörens. Wir fühlen Beethovens Musik, sie vermittelt uns eine funkelnde Verzückung, überschäumend vor Urgefühlen, und eine Ruhelosigkeit, welche uns vom psycho-sozialen und pathologischen Gesichtspunkt berührt.

Mozart ist ein eingeweihtes Freimaurer-Genie. Er komponiert freimaurerische Musik und jenes heilige Werk namens Zauberflöte! Wie freimaurerisch und preisgebend dieser Titel ist, wie knabenhaft und idyllisch diese Versuchung nach der Flöte, jenem phallischen Instrument, das man zum Munde führt und das kraft richtiger Atemtechnik und des Luftflusses durch seine Öffnungen die zauberhaftesten Töne hervorbringt!

Schopenhauer leitete sein Meisterwerk mit einem Satz ein, der mich beeinflusste: „Nichts ist so schön wie die Wahrheit, nur die Wahrheit dient uns.“

So ist es nun Folge dieses philosophischen und Erlebnispfades, dass ich mein alltägliches Leben und meine poetische wie auch prosaische Schreibweise proponiere. Nur die Wahrheit dient uns, einzig die Wahrheit ist schön, doch ich biete dem germanischen philosophischen Gedankengut die Stirn. Die Ordnung besteht nur als natürliche Form, das All, die transzendentale Ordnung und die Metaphysik des Schöpfers zusammenzuhalten. Und sein Entwurf verkündet die christliche Nächstenliebe, den Beistand gegenüber dem Nächsten, dem Bedürftigen, dem Beklommenen, ¬¬denn nie weiß man, wann man selbst in Not gerät. Es ist alles eine Frage der Verwandlung, wie Kafka sie sich vorstellte, wenn der Schwache sich stählt und stark und überlegen wird.

So beglückwünsche ich mich, João Pimentel Ferreira, bloßer Lusitaner, welcher den jüdisch-christlichen Bestimmungen und konkret den katholischen von Hispanien, gehorcht, dass ich weiß, dass in meiner Nation sowohl der Staat als auch die Einzelnen der Nächstenliebe und der Solidarität alle Ehre machen. Ich weiß wohl, dass der Liebhaber nicht wohltätig, sondern eher der Verbreitung seiner Gene durch schöne, fruchtbare Mädchen zugeneigt ist; ich weiß wohl, dass der Priester wohltätig ist und nicht eigentlich das Gegengeschlecht für eine Nacht in brodelndem und erregendem Beischlaf zwecks Zeugung zu gewinnen sucht. Es steht also den überlegenen Menschen zu, die Versöhnung dieser zweier Welten zu finden: der unterwürfigen Wohltätigkeit und des freisinnigen menschlichen und literarischen Nutzens.

In der Absicht, die archaischsten und göttlichen Bestimmungen der Bescheidenheit nicht zu verletzen, halte ich mich für einen Menschen, der die Bestimmungen der christlichen Nächstenliebe und einer gewissen Art der Unterwürfigkeit gegenüber hierarchisch überlegenen Wesen achtet, und für einen großherzigen Menschen, der die literarische, Erlebnis- und vor allem Gedankenfreiheit sucht, um ein wahrlich freier Mensch zu werden, der jedoch zur gleichen Zeit die Einweihungsdoktrinen der durch die geheimen Gemeinschaften, die sich als Kenner des transzendentalen Wissens ausgeben, verübten Qualen entschlossen ablehnt.

Meine Tage in Deutschland waren fürwahr schön, ich erblickte unermessliche, erhabene Kathedralen, ich frohlockte über weitläufige und geräumige Gärten, wie ich sie nie in Metropolen gesehen hatte, ich betrachtete großartige und hochmütige architektonische Eisenbahn- und Autobahnwerke. Phallisch hervorragende und wunderbare Strukturen in den Bauten von Frankfurt, gewöhnlich mit Finanzantlitz, schöne und wollüstige blonde Frauen, breite und schöne Flusskanäle und Gärten in Kassel, einen großzügigen Dom zu Köln, wahrhaft freie und postmoderne Kunst in Berlin, schöne nackte Frauen in einem Weimarer Museum und in Nürnberg eine museologische, historische und abstoßende Ikone der pragmatischen germanischen Tragweite aller oben genannten philosophischen Doktrinen, die den Gipfel der unheilvollen nazistischen Doktrin weltweit erreichte.

Die deutsche Technik ist unvergleichlich vollkommen. So zeigt sie sich in den Meisterwerken der Ingenieurwissenschaft, die kraftstrotzend, mächtig, erprobt und dauerhaft sind; und ich, ein Ingenieur, weiß die Technik und die Vollkommenheit der deutschen Ingenieurwissenschaft zu schätzen.

Was mich jedoch auch hierher bringt, sind meine Meisterwerke der Dichtung, die ich mit dem deutschen Publikum teilen möchte, wobei diese den natürlichen Bestimmungen und Bedingtheiten der offenherzigen portugiesischen Sprache gehorchen, genauer den harmonischen Vers- und Reimstrukturen, denen ich in meinen Versen Gestalt gebe. Eines Tages, verzeihen Sie mir den offenkundigen Mangel an Bescheidenheit, werden Sie mich den portugiesischen Goethe nennen. Ein Mensch, der künstlerisches Empfinden hegt, dem die Gnade einer stechenden Intelligenz gewährt wurde und der eine edle Seele besitzt.

Ich beende dieses künstlerische Schreiben, indem ich darauf hinweise, dass die Karte von Deutschland einem heulenden Wolf ähnelt; ist diese geographische Verfügung denn ein bloßer Zufall oder wurde sie einweihend und absichtlich so festgelegt?

Ich hoffe, Sie werden meine Dichtung zu schätzen wissen; Sie alle, geehrte Apolls, sind herzlich willkommen, mich zu hören und diese bescheidene und karge Abhandlung zu lesen.

translated from Portuguese to German by Jaroslav Spirk